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Grundbegriffe Telekommunikation

 Grundbegriffe zur Telekommunikation

Die Telekommunikation ist sicher eine der interessantesten Technologien und dynamischsten Märkte. Immer neuere und kleinere Handys, mobiles Fernsehen, Telefonieren über das Kabelnetz sind Kennzeichen der Entwicklung. Mithilfe der Telekommunikation sind Gespräch rund um den Erdball genauso leicht möglich wie die Online-Kontoführung, das einkaufen und Verkaufen über das Internet sowie das Herunterladen von Musikstücken und Videofilmen. Die Telekommunikation verändert Arbeitsprozesse z.B. durch integrierte Heimarbeitsplätze, gleichzeitig verändert sie gesellschaftliche Verhaltensweise, indem z.B. Mobiltelefone unverzichtbare Begleiter vieler Menschen geworden sind. Der folgende Text versucht die Telekommunikation in ihren Strukturen zu beschreiben und zu strukturieren sowie Geschäftsmodelle zu erläutern. Dies kann aber bei der Komplexität und Vielschichtigkeit nur ein Ansatz bleiben, der nicht allen Facetten gerecht werden kann. 

 

Telekommunikationsmarkt

Telekommunikation (TK) ist der Oberbegriff für die verschiedenen Möglichkeiten zur technischen Übertragung von Informationen zwischen einem Sender und einem oder mehreren Empfänger.  Damit grenzt sich die Telekommunikation von der Kommunikation im Allgemeinen durch den Einsatz der Übertragungstechnik ab und anders als die Kommunikationswissenschaft beschäftigt sich die Telekommunikation nicht mit dem Verstehen und der Wahrnehmung von Informationen, sondern nur mit dem Transport und der Darstellung.

Die Telekommunikation ist schon lange eine Kerntechnologie für die moderne Wirtschaft und Gesellschaft. Auch als eigenständiger Markt betrachtet ist die Telekommunikation für Deutschland von Bedeutung, wie folgende Zahlen dokumentieren: Durch Innovationen bei TK-Diensten wird das Wachstum auch in den nächsten Jahren weitergehen. Insbesondere Mobilfunk und Internet sind die Treiber der Entwicklung. Dabei wächst die verfügbare Bandbreite ständig und wird tatsächlich auch gebraucht. Während vor 2005 der durchschnittliche Breitbandanschluss noch 1 MBit/s hatte, liegt der Durchschnitt 2013 schon bei 10 MBit/s. Im Internet mit „ISDN-Geschwindigkeit“ von 64 KBit/s zu surfen, ist schon fast unvorstellbar geworden. Die Einführung von VDSL2 ("Vectoring") wird die Bandbreite auf 100 MBit/s im Downstream steigern. „Fiber-to-the-Home“, d.h. Glasfaseranschlüsse bis zum Hausanschluss werden die Bandbreite in absehbarer Zeit auf bis zu 100 MBit/s und später bis zu 1 GBit/s steigern. Vorreiter auf diesem Gebiet sind QSC und Netcologne, aber auch Städte wie Coburg, Gelsenkirchen und Schwerte. Andere Märkte sind in dieser Hinsicht sogar schon weiter entwickelt und haben Glasfaseranschlüsse beim Teilnehmer bereits realisiert, z.B. Südkorea. Die Stadt Amsterdam will in absehbarer alle Hausanschlüsse mit „Fiber-to-the-Home“ Anschlüssen aufrüsten!

Höhere Bandbreiten ermöglichen neue Anwendungen für die Unterhaltung, aber auch für Lernprogramme und das Arbeiten von zuhause. Die Fernsehübertragung über das Internet (IP-TV) oder Triple-Play Dienste, d.h. die Zusammenführung von Sprache, Daten und Fernsehen auf einem Anschluss, sind mit einer solchen Infrastruktur problemlos möglich. Hoch auflösendes Fernsehen (HDTV) kann eigentlich nur mit einer solchen Infrastruktur übertragen werden.

 

Telekommunikation ist digital

Die Datenkommunikation erfolgt schon seit längerem fast ausschließlich in digitaler Form. Dies gilt standardmäßig im Bereich der Backbone-Netze und auch natürlich für das Internet. Im Sprachbereich ist nur noch der analoge Telefonanschluss (POTS) in der digitalen Welt der Sprachübertragung (ISDN, GSM, UMTS, VoIP, ... ) geblieben. Selbst der bislang noch in großen Teilen analoge Betriebfunk (z.B. Bündelfunk) für den Einsatz in geschlossenen Nutzergruppen (z.B. Industrie, Polizei, Feuerwehr und EVUs (Energie- und Versorgungsunternehmen)) wird in absehbarer Zeit digitalisiert. Als Standard für den digitalen Betriebsfunk hat sich Tetra immer durchgesetzt.

Auch die Verbreitung von Fernsehen und Radio wird bereits in digitalisierter Form angeboten, da auf diesem Wege zusätzliche Programme über die Kabelnetze verbreitet werden können, die mithilfe der für die Umsetzung der Signale erforderlichen Receiver spezifischer vermarktbar werden, z.B. durch unterschiedliche Preisangebote für spezifische Programmpakete. So ist davon auszugehen, dass die Kommunikationstechnik zunehmend digital geprägt wird. Die Umsetzung in analoge Signale erfolgt eigentlich nur noch in den Fällen, in denen die Endgeräte dies erfordern.

 

Unterscheidungskriterien

Ein offensichtliches Unterscheidungskriterium in der Telekommunikation ist das zwischen Sprache und Daten. Dieser Unterschied wird im Zuge der Digitalisierung von Sprache aber eher  unwichtig. Insbesondere in der Übertragungstechnik ist dem digitalen Datenstrom schon heute nicht mehr unmittelbar anzusehen, ob der Inhalt zu einem Filetransfer gehört oder zu einer Sprachkommunikation. Der Bereich der Datenkommunikation lässt sich in die beiden Blöcke der reinen Datenübertragung und des Messaging, d.h. der Datenübertragung von kurzen Informationen unterteilen. Sprache, Messaging und Datenübertragung können jeweils in den Ausprägungen stationär, portabel und mobil unterschieden werden. Der Mobilbereich kann aufgrund der unterschiedlichen Netztechnologien in die Bereiche kurzreichweitig, regional, national und international unterschieden werden. In dieses Raster lassen sich viele verfügbare Dienste (allerdings nicht immer eindeutig) einsortieren und damit differenzieren.

 

Einsatzbereich

Reichweite

Sprache

Messaging

Daten

stationär

 

POTS, ISDN

SMS, IM

DSL, DOCSIS

portabel

 

VoIP

IM

LTE,WiMAX

mobil

kurzreichweitig

DECT, VoIP

IM

Bluetooth, WLAN

mobil

regional

VoIP

IM

LTE, WiMAX

mobil

national

GSM, UMTS, VoIP

SMS, MMS

GSM, UMTS, HSDPA, LTE

 

Bei der Sprachkommunikation kann in der Netzinfrastruktur zusätzlich zwischen leitungsvermittelten oder paketvermittelter Übertragung unterschieden werden. Während bei der Leitungsvermittlung für die Dauer einer Verbindung (eines Gesprächs) eine physikalische Verbindung zwischen Anrufer und Angerufenem geschaltet bleibt, gibt es dies bei der Paketvermittlung nicht. Informationen (und auch die digitalisierte Sprache) werden bei der Paketübertragung in einzelne Datenpakete mit meistens festgelegtem Umfang zerlegt und jedes Datenpaket für sich über das Netz geschickt. Erst am Zielort werden die Pakete anhand der Informationen im Header der Pakete wieder richtig zusammengesetzt. Verschiedene Pakete ein und desselben Gespräches können dabei unterschiedliche Leitungswege nehmen, ohne dass die Gesprächsteilnehmer dies merken. Aufgrund der (technisch gesehen) geringen Informationsdichte der Sprachkommunikation, arbeitet ein paketvermitteltes Netz bei der Sprachübertragung um Größenordnungen effizienter als ein Leitungsvermitteltes.

 

Elemente in der Telekommunikationsinfrastruktur

In der Telekommunikationstechnik lassen sich unabhängig von der jeweiligen Übertragungsform verschiedene Funktionsbausteine unterscheiden

  • Endgeräte als Bediengeräte und Ein- / Ausgabeeinheit (Telefone, Handys, PDAs, Computer, ... )
  • Zugangsnetze, die eine Verbindung zwischen dem Endgerät und dem Übertragungsnetz herstellen. Die Betreiber dieser Netze werden auch als Teilnehmernetzbetreiber (TNB) bezeichnet
  • Gateways und Konverter schaffen eine Verbindung durch eine Protokoll-Konvertierung zwischen Netzen
  • Verbindungsnetze (z.B. im Backhaul zur Anbindung von Teilnehmern aus „fremden“ Netzen), die den Transport zwischen Zugangsnetzen über größere Strecken übernehmen. Die jeweiligen Betreiber sind Verbindungsnetzbetreiber (VNB). Teilweise auch in der Spezialisierung auf internationale Verbindungsnetze, die die nationalen Verbindungsnetze zusammenschließen
  • Vermittlungstechnik erkennt ein angewähltes Ziel, stellt eine Verbindung zwischen Anrufer und Angerufenem her und überwacht diese
  • IN-Plattformen (Intelligent Network) ermöglichen eine komplexe Zuordnung eines Anrufs zu einem Terminierungsziel, abhängig von voreingestellten Parametern wie Urzeit, Datum, Verfügbarkeit, Auslastung etc.
  • Dienste-Server, Audiotex-Plattformen etc. ermöglichen die Umsetzung von Mehrwertdiensten
  • Server zu Realisierung von E-Mail und Portal-Diensten
  • Billing-Systeme setzen Anrufdaten in Verbindung mit Tariftabellen in Preise um
  • OMC (Operation Maintenance Center) und NMC (Network Management Center) dienen zur Überwachung und Steuerung des Netzes

Für die Realisierung der verschiedenen Dienste (z.B. auch für Mobilfunk und Festnetz) werden oft gleiche oder ähnliche Infrastrukturen im Bereich des Backbone-Netzes verwendet. Für die zu übertragenden Dienste ist es in der Regel gleichgültig, welche Infrastrukturkomponenten eingesetzt werden, solange die Bandbreiten-Bedürfnisse und Anforderungen an die „Qualities of Service“ (die z.B. eingehalten werden müssen, damit bei Videokonferenzen ein störungsfreies Bild geliefert werden kann) eingehalten werden. Typische Übertragungselemente sind Lichtwellenleiter-Kabel und Richtfunkstrecken. Im Bereich der Zugangsnetze ergeben sich im Vergleich dazu Dienste-spezifische Unterschiede. Im Bereich der öffentlichen Netze können dies die Teilnehmeranschlussleitung (TAL) oder eine Funkstrecke (GSM, UMTS, HSDPA oder seit 2011 LTE) sein, bei privaten Netzen Funk (Bündelfunk, WLAN, Bluetooth) oder ein Koaxilakabelnetz, das an ein öffentliches Netz angebunden ist.

 

Logik des Netzaufbaus

Damit die einzelnen Komponenten der Netzinfrastruktur miteinander zusammenarbeiten können und die Umsetzung von Diensten, aber alleine auch schon die Herstellung eines Gesprächs über verschiedene Netzgrenzen und vielleicht auch Länder hinweg funktionieren kann, hat die ISO (International Standardisation Organisation) eine Struktur geschaffen, die einen Dienst in seine logischen Schritte zerlegt. Die Zuordnung zu den Ebenen erfolgt nach der Systematik des OSI-Schichtenmodells (Open Systems Interconnection), das für eine Strukturierung des Kommunikationsablaufs 7 Ebenen definiert wurde: 

  • Schicht 1: Bitübertragung
  • Schicht 2:  Sicherungsschicht
  • Schicht 3: Vermittlung /Network
  • Schicht 4: Transport
  • Schicht 5: Sitzung / Session
  • Schicht 6: Darstellung / Presentation
  • Schicht 7: Anwendung / Application

Bei der Gestaltung neuer Dienste und Technologien sind die Zuordnung zu den einzelnen Schichten und die Kompatibilität der Schnittstellen zwischen den unterschiedlichen Übertragungstechnologien erforderlich. Die Schwierigkeiten der Kompatibilität wird beim Zusammenspiel von Internet-Telephonie nach einem IP-Standard (z.B. SIP – Session Initiation Protocol) und der herkömmlichen leitungsvermittelten Telephonie deutlich. Die verschiedenen Netze übernehmen in leitungsvermittelten Netzen Gespräche anderer Netze nach einem standardisierten Protokoll (SS7). In der Internet-Telephonie gibt es diese Strukturen nicht, so dass für die Übergabe von VoIP an leitungsvermittelte Netze ein Konverter im Netz erforderlich ist, der den Datenstrom von SIP auf SS7 umsetzt und umgekehrt. So werden Gespräche von und zu einem VoIP-Nutzer auch von jedem Anschluss aus den öffentlichen Netzen ermöglicht. Weitere Protokolle unterstützen das Zusammenspiel unterschiedlicher Netze. Hierzu gehören z.B. UMA (Universal Mobile Access) zur Verbindung öffentlicher Zellularfunknetze mit privaten Funknetzen (WLAN, Bluetooth) oder IMS (IP Multimedia Subsystem), das die einheitliche Nutzung von komplexeren Multimediadiensten über unterschiedliche Netzzugänge ermöglicht.

 

Wertschöpfungsstufen

Unabhängig von der Technologie und den realisierten Diensten gibt es eine Reihe von Wertschöpfungsstufen in der Telekommunikation

  • Herstellung von Infrastruktur-Komponenten (Vermittlungs- und Übertragungstechnik)
  • Herstellung von Endgeräten
  • Betrieb von Backbone-Netzen
  • Betrieb von Vermittlungsnetzen
  • Betrieb von Anschlussnetzen (bisher nur in Verbindung mit dem Betrieb von Backbone- oder Vermittlungsnetzen)
  • Entwicklung von Diensten und Applikationen (in der Regel Softwareprodukte) sowie Mehrwertdiensten
  • Aufbereitung und Bereitstellung von Inhalten
  • Kundenverwaltung und Inkasso
  • Vertrieb

Die Herstellung von Netzinfrastruktur-Komponenten oder Endgeräten und das Geschäft mit dem Betrieb von Netzen und Diensten sind faktisch getrennte Geschäftsmodelle und die Unternehmen in diesen Bereichen arbeiten als Kunden und Lieferanten, sowie als System- oder Entwicklungspartner projektweise zusammen.

 

Geschäftsmodelle

 Folgende Geschäftsmodelle sind neben den Herstellern auf der Betreiberseite häufiger anzutreffen:

  • Universal-Netzbetreiber integriert alle Bereiche vom Anschluss- über Verbindungs- und Backbone-Netze mit Vertrieb und eigener Kundenverwaltung oft für verschiedene Dienste
  • Backbone-Netzbetreiber bieten anderen Netzbetreibern und Großkunden die Möglichkeit, große Datenmengen mit hoher Sicherheit zu transportieren
  • Infrastrukturbetreiber von Leerrohrnetzen bis zum Hausanschluss mit oder ohne Glasfaserkabel
  • Verbindungsnetzbetreiber arbeiten über Interconnection-Vereinbarungen mit Universal-Netzbetreibern und/oder Anschlussnetzbetreibern zusammen, um den einzelnen Kunden zu erreichen. Im Backbone-Bereich werden Übertragungsstrecken der entsprechenden Anbieter gemietet
  • Reine Anschlussnetzbetreiber krealisieren für andere Netzbetreiber die „letzte Meile“ zum Kunden. Häufiger übernehmen Universal-Netzbetreiber für andere Anbieter die Rolle eines Anschluss-Netzbetreibers (durch Miete der TAL, Bitstream-Access etc.)
  • MVNO (Mobile Virtual Network Operator) sind zunächst im Mobilfunk entstandene Netzbetreiber, die ganz auf ein eigenes Anschlussnetz verzichten und sich auf die Kernnetzfähigkeiten (Vermittlung, Dienstebetrieb und Vermarktung) konzentrieren. MVNOs besitzen die Fähigkeit, mit großem Gestaltungsspielraum eigene Dienste zu entwickeln und können grundsätzlich auch im Festnetz tätig sein
  • Reseller kaufen Vorprodukte anderer Festnetzbetreiber (Universal- oder Verbindungsnetzbetreiber) und gestalten eigene Produkte im eingeschränkten Umfang durch Preisgestaltung und Bündelung mit anderen Produkten. Die Kernfähigkeiten liegen im Bereich der Vermarktung und Kundenbetreuung
  • Service Provider sind das Pendant der Reseller im Mobilfunkbereich. Genau wie die Reseller liegt der Schwerpunkt der Aktivitäten in der Vermarktung und der Kundenbetreuung. Die Möglichkeiten der Dienstegestaltung beschränken sich ebenfalls auf Preisgestaltung und Bündelung mit anderen Diensten
  • ISPs (Internet Service Provider) bieten Internetdienste und IP-basierte Mehrwertdienste an (E-Mail, Hosting, Web-Publishing, Domains, etc.)
  • Vertriebspartner haben ihren Fokus ausschließlich im Vertrieb und können daher bis auf den Backbone-Netzbetreiber mit allen anderen Anbietern zusammenarbeiten. Der Vertriebspartner hat keine Möglichkeiten der Produktgestaltung beim Netzdienst und er übernimmt keine weitere Kundenbetreuung nach dem Vertragsabschluss außer gegebenenfalls bei von ihm vermarkteten Endgeräten und Zubehörprodukten

Die Übergänge zwischen den einzelnen Geschäftsmodellen sind in Grenzen fließend und Mischformen sind natürlich möglich. So kann ein Citycarrier mit eigenem Festnetz gleichzeitig Service Provider für Mobilfunk-Produkte sein. Bewertet man die Modelle, so gibt es derzeit entweder den Komplettanbieter mit Netzbetrieb, Dienstegestaltung und Vermarktung oder den Vermarkter mit und ohne eigene Kundenverwaltung. Das Geschäftsmodell des „enhanced“ MVNO, der die Möglichkeiten eines eigenen Kernnetzes nutzt, ist noch die Ausnahme im Vergleich zum häufig an zu treffenden „no-frills“-Modell des „Discount“ MVNO. Eine Stärkung des „enhanced“ Geschäftsmodells und die Bereitschaft der Mobilfunknetzbetreiber, dieses Modell zuzulassen, könnten den Dienstemarkt deutlich beleben.

Sprachdienste

Die bekanntesten Dienste im TK-Umfeld sind Sprache im Festnetz und im Mobilfunk und der Internetzugang. Hohe Bedeutung hat auch das Messaging durch den SMS-Dienst (Short Message Service) oder sein Multimedia-Pendant MMS (Multimedia Messaging Service) erhalten. Im Sprachbereich gibt es eine Reihe unterschiedlicher Angebote von Calling-Cards, über Call-back-Dienste, Call-by-Call bis zum Preselection-Dienst mit einer vertraglichen Bindung an einen Netzbetreiber. Zur eindeutigen Unterscheidung der (derzeit etwa 100) am Markt tätigen Netzbetreiber dient die Netzbetreiberkennzahl, die für die gegenseitige Erreichbarkeit notwendig ist. Für den Verbraucher wird die Netzbetreiberkennzahl nur beim Call-by-Call Dienst sichtbar als die Nummer, die vor der eigentlichen Rufnummer gewählt werden muss.

Im Mobilfunk gibt es vergleichbare Angebote in Form von Prepaid-Karten, bei denen das ab zu telefonierende Guthaben vor der Nutzung gekauft werden muss, und die Mobilfunk-Karten mit Vertragsverhältnis, bei der der Nutzer zum Monatsende eine Rechnung über die aufgelaufenen Beträge erhält. Ein echtes „Hot-Billing“, bei der einzelne Gespräche direkt nach Beendigung abgerechnet werden, ist bislang noch nicht am Markt umgesetzt.

Eine relativ neue Möglichkeit zur Nutzung der Sprachtelephonie über das Internet ist VoIP (Voice over Internet Protocol). Die VoIP-Telephonie erfreut sich zunehmend steigender Beliebtheit und über VoIP-Modems können anstelle des Headsets am PC auch die vorhandenen Festnetz-Telefongeräte für die Internet-Telephonie genutzt werden. VoIP hat derzeit noch einige Einschränkungen im Vergleich zur „herkömmlichen“ Telephonie, z.B. können Notrufe und Servicerufnummern noch nicht umgesetzt werden. Da die Internettelephonie paketvermittelt arbeitet, kann eine höhere Netzeffizienz erreicht werden. Es ist abzusehen, dass die IP-basierte Telephonie zur Standardübertragungsform wird, die Einführung von "Vectoring" (VDSL2) als weiterer Evolutionsschritt in 2013 und die Strategie bis 2018 einen weitgehend flächendeckenden Ausbau zu realisieren, ist ein eindeutiges Indiz. Spätestens dann werden die verbleibenden analoge Netze abgeschaltet.

Sowohl bei Sprach- als auch bei Internetdiensten setzt sich mit zunehmender Marktsättigung zunehmend in der Preisgestaltung die Flatrate durch gegenüber der Tariffierung nach Minuten, Entfernungsklassen oder Datenvolumen. Dabei ist nicht jede Flatrate für den Verbraucher preisgünstig. Für den Anbieter birgt die Flatrate wirtschaftliche Risiken, wenn das Nutzungsverhalten nicht genau bekannt ist. Die richtige Zielgruppen-Segmentierung und die Gewinnung der richtigen Informationen aus der Zielgruppenanalyse sollten der Preisgestaltung voraus gehen.

 

Mehrwertdienste

Neben den Basis-Diensten gibt es auch im Sprachbereich verschiedene Mehrwertdienste. Diese sind dadurch gekennzeichnet, dass neben der reinen Übertragung zusätzliche Dienstleistungen oder Informationen vermarktet und abgerechnet werden. Zu den Mehrwertdiensten gehören:

  • Informationsdienste
  • Unterhaltungsangebote (Erotik, Spiele, Musik, Klingeltöne)
  • Telefonkonferenzen
  • Abrechnungsdienste
  • Transaktionsdienste
  • Cloud-Dienste (Backup, Speicheurng, Security, Update ...)
  • Gewinnspiele, Votings, Auskunftsdienst
  • Ortsbezogene Informationen
  • ...

Für die Nutzung von Mehrwertdienste werden häufig Servicerufnummern eingesetzt, die unter einer einheitlichen Vorwahl erreicht werden. Die unterschiedlichen Rufnummerngassen (0800, 0180, 0900, 0137, 018, 118) stehen für unterschiedliche Dienste mit unterschiedlichen Tarifmodellen (Preise pro Anruf oder pro Minute). Mit Servicerufnummern können u.a. auch kleinere Dienstleistungen oder Informationen abgerechnet und Gewinnspiele organisiert werden. Eine Alternative für diese so genannten Micropayments bis € 30 pro Anruf ist im Mobilfunk die Premium-SMS.

 

Dienste für Geschäftskunden

Geschäftskunden nutzen natürlich grundsätzlich die gleichen Dienste wie Privatkunden auch. Servicerufnummern werden von Unternehmen genutzt, um eine Bestellhotline oder die Kundenbetreuung leichter zugänglich zu machen durch eine selbst bei räumlich verteilten Filialen bundesweit einheitliche Rufnummer. Zudem werden Informationen und Beratungsleistungen über Servicerufnummern vermarktet. Für die Durchführung von Transaktionen über das Internet können Unternehmen auf E-Commerce Lösungen zurückgreifen und so ihren Vermarktungsbereich ausdehnen. Für den mobilen Bereich gibt es spezielle M-Commerce Lösungen. Sowohl E-Commerce als auch M-Commerce gehören zu den mit am schnellsten wachsenden Dienste-Gruppen.

Darüber hinaus gibt es spezielle Dienste, die nur für Unternehmen sinnvoll sind. Für die Einbindung von verteilten Geschäftsstellen (oder auch von Geschäftspartnern) wurde der VPN (Virtual Private Network) Dienst geschaffen. Mithilfe eines VPNs können durchgehende Rufnummernpläne in verteilten Organisationen eingesetzt werden, Merkmale einer Nebenstellenanlage auch außerhalb des Unternehmens genutzt und Mitarbeiter im Homeoffice besser in den Arbeitsprozess einbezogen werden. Spezielle Datendienste wie z.B. eine Direktanbindung zum schnellen Datenaustausch kommen als Systemangebote der Carrier zu den Möglichkeiten hinzu. Im Bereich der Datendienste ist die Schnittstelle zwischen TK- und IT-Markt fließend. Dies wird deutlich im Bereich von Cloudiensten und ASP (Application Service Provider) Lösungen, die eine Verlagerung von Anwendungen aus dem Unternehmen in externe Rechenzentren ermöglichen.

 

Wachstumssegment konvergente Dienste und Cloud-Dienste

Konvergente Dienste spielen eine zunehmend wichtigere Rolle für den professionellen Nutzer. Schon VoIP kann im Unternehmen die Verbindung zwischen Datenbanken und der Kommunikation erleichtern, z.B. beim Einsatz in Call-Centern. Es gibt daher kaum noch Call-Center, die die Internet-Telephonie nicht einsetzen. Eine andere Anwendung für konvergente Dienste ist die Bündelung der verschiedenen Informationsquellen (Anrufbeantworter, Voice-Mail, Fax, E-Mail, ... ) in einem System, das die Nachrichten unabhängig vom verfügbaren Endgerät und Netz zugänglich zu machen. Der Dienst, der dies ermöglicht, ist UMS (Unified Messaging Service). Es werden sicher noch eine Reihe weiterer konvergenter Dienste entstehen, die die Nutzung von Telekommunikationsmedien trotz weiter steigender Anzahl erleichtert. Die Konvergenz hat aber auch das Potenzial, den TK-Markt zu verändern. Konequent eingesetzte Konvergenzdienste sind eine attraktive Geschäftsmöglichkeit für einen „enhanced“ MVNO, der damit in die heute noch unbestrittene Domäne der Universalnetzbetreiber vordringen könnte. Neben dem Produktnutzen durch konvergente Dienste ist der Kundenzugang der wesentliche Erfolgsfaktor. Viele heutige Vertragsverhältnisse mit unterschiedlichen Netzbetreibern, Resellern, Internetprovidern oder Service Provider könnten in Verbindung mit konvergenten Diensten auf einen Anbieter übergehen.

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