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Erfahrungen aus aktuellen Breitbandprojekten: kleiner, teurer und weniger Anbieter!

Erfahrungen aus aktuellen Breitbandprojekten: kleiner, teurer und weniger Anbieter!

Veröffentlicht am 05.12.2015

In den letzten Wochen wurden einige Beratungsprojekte zum Breitbandausbau fertiggestellt, die STZ-Consulting begleitet hat. In 12 Ortschaften sollte flächendeckend eine bessere Breitbandanbindung erreicht werden. Gemeinsam ist allen Einzelvorhaben, dass sie erst nach der Erhöhung der Unterversorgungsschwelle auf 6 Mbit/s in der Förderrichtlinie vom 04.05. diesen Jahres förderfähig geworden sind und die Mehrheit der Anschlüsse bereits mit Zugängen von über 2 Mbit/s versorgt sind. Gemeinsam ist dem Vorhaben in allen 12 Ortschaften ebenfalls, dass der Ausbau in wesentlichen Teilen durch Fördermittel aus der Gemeinschaftsaufgabe Agrarentwicklung und Küstenschutz (GAK) finanziert werden sollen.

Damit kann schon festgestellt werden, dass die Erhöhung der Unterversorgungsgrenze insbesondere im ländlichen Raum sinnvoll war und den Kommunen einen geförderten Ausbau ermöglicht! Bei den meisten der betrachteten 12 Ortschaften gibt es in der unmittelbaren Nachbarschaft, z.B. in der Kernstadt einen Eigenausbau mit Vectoring, der die gefühlte Kluft zwischen den Kernorten und den umliegenden Ortschaften vergrößert. Da ein Eigenausbau in diesen Ortschaften für die Netzbetreiber aufgrund langer Anlaufstrecken und weniger Anschlüsse je zu überbauendem Kabelverzweiger unverhältnismäßig hohe Investitionen erfordert, wird ein Ausbau als unwirtschaftlich angesehen. Ohne die Möglichkeit zur Nutzung von Förderprogrammen wäre auch für die betroffenen Kommunen ein Ausbau zu teuer.


Erschwerend kommen die Besonderheiten in der Siedlungsstruktur hinzu. Bei zweien der 12 Ortschaften handelt es sich um ausgeprägte Straßendörfer, bei denen die Besiedlung vorwiegend entlang einer längeren Durchgangsstraße stattgefunden hat. Zwei andere Ortschaften sind landwirtschaftlich geprägte Streusiedlungen ohne Verdichtungskerne. Beide Siedlungsstrukturen sind für einen Breitbandausbau nach dem Fiber-to-the-Curb (FttC) Verfahren kritisch, da zunehmende Leitungslängen der Kupferdoppelader die Bandbreite durch Dämpfung erheblich reduzieren. Die Erhöhung der Anzahl von Kabelverzweigern reduziert zwar die verbleibende Länge der Teilnehmer-Anschlussleitung, bringt aber sprungfixe Kosten für die erforderlichen Outdoor-DSLAMs. Neben der Einmalinvestition für die Errichtung fallen jährliche Betriebskosten in Höhe von ca. € 6.000 an, die über die monatlichen Tarife der angeschlossenen Kunden getragen werden müssen.


Die hiermit verbundene Problematik wird verschärft durch die mit der neuen Förderrichtlinie verbundenen und beim Ausbau zu erreichenden Mindest-Geschwindigkeiten von 16 Mbit/s für 95 % der Anschlüsse. Der höhere Zielwert ist zwar aus Kundensicht sinnvoll und vermutlich in einigen Jahren eher wieder zu niedrig, für einen FttC-Ausbau wird dies aber in manchen Fällen zu Kosten am Rande der Verhältnismäßigkeit führen. Durch den Eigenausbau der Netzbetreiber und die erfolgreich in den letzten sieben Jahren durchgeführten Förderprojekte sind die verbleibenden unterversorgten Gebiete zunehmend kleiner, auch nach der Erhöhung der Unterversorgungsgrenze auf 6 Mbit/s! Bei den betrachteten 12 Ortschaften hat die Kleinste 25 Anschlüsse, fünf haben zwischen 120 und 250 Anschlüsse, nur eine liegt bei über 1.000 Anschlüssen.


Eine Folge der kleiner werdenden Ausbaugebiete ist, dass ein Ausbau trotz Gewährung von Zuwendungen in erster Linie für Netzbetreiber wirtschaftlich ist, die bereits mit Infrastruktur in der Umgebung vertreten sind. Bei den 12 Ortschaften zeigt sich dies auch deutlich im Rahmen des öffentlichen Auswahlverfahrens. Nur in einem Fall haben mehr als ein Betreiber ein Angebot abgegeben. In keinem Fall wurde ein Ausbau nach dem Fiber-to-the-Building (FttB) Verfahren angeboten, das eine zukunftssichere und nachhaltige Infrastruktur schaffen würde und auch im Rahmen eines Förderprogrammes unterstützt werden kann. Stattdessen basieren die Angebote ausschließlich auf dem FttC-Prinzip. Gemäß der Angebote sollen ca. 25 vorhandene Kabelverzweiger mit knapp 40 km Glasfaser-Kabel angebunden und zu Outodoor-DSLAMs ausgebaut werden. Zusätzlich zu den vorhandenen Kabelverzweigern müssen fünf neue errichtet werden, um die Zielwerte für die Versorgung zu erreichen.


Der steigende Aufwand für den Ausbau hat zur Folge, dass auch die Deckungslücken je Anschluss zwischen unter € 350 und über € 1.300 liegen. Dafür liegen die Durchschnittswerte nach einem Ausbau zwischen 25 und 36 Mbit/s und damit signifikant über den heutigen Werten von unter 6 Mbit/s. Positiv ist dabei insbesondere, dass nach einem Ausbau nur eine der 12 Ortschaften mit mehrheitlich unter 30 Mbit/s ein "weißer NGA-Fleck" bleibt. Der Ausbau mit dem eigentlich nur auf die Beseitigung der Unterversorgung ausgelegten Förderprogramm sorgt direkt dafür, dass 11 der Ortschaften zu "grauen NGA-Flecken" werden, für die auch das neu aufgeglegte Förderprogramm des Bundes nicht mehr anwendbar ist!


Es gibt in Randlagen der Kommunen und insbesondere im ländlichen Raum noch eine Reihe vergleichbarer Gebiete mit einem deutlichen Anteil unterversorgter Anschlüsse und die Beipiele zeigen, dass ein Ausbau in den meisten Fällen irgendwie realisiert werden kann. Mit den zu erreichenden Zugangs-Geschwindigkeiten wird eine signifikante Verbesserung erreicht, für die Erreichung des Ziels nachhaltiger Glasfaser-Anschlussnetze verschafft der Ausbau Zeit, der allerdings auch genutzt werden sollte, um Synergien bei Tiefbauarbeiten zu nutzen! Die aktuelle Phase des Ausbaus unter Nutzung von Fördermitteln kann durch folgende Punktecharakterisiert werden:

  • Ausbaugebiete werden im Hinblick auf erreichbare Anschlusszahlen kleiner,
  • die Siedlungsstrukturen erhöhen den Aufwand beim Ausbau,
  • die Deckungslücken je Haushalt steigen deutlich an,
  • die Anzahl interessierter Netzbetreiber wird geringer.

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